Die Mühle

Die Chronik der Hegnacher Mühle

 

1874...

wurde die Hegnacher Mühle von David Reinhardt erbaut. Der teils aus dem Fels gesprengte, teils gegrabene Mühlkanal mit einer Länge von ca. 350m versorgte zwei unterschlächtige Wasserräder mit einer Höhe von 5 Metern.

1877...

wurde die Mühle von Gottlob Gassert als reine Kundenmühle mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang betrieben. Das Getreide der Bauern aus den umliegenden Ortschaften wurde im Lohn vermahlen.

1899...

übernahm Jakob Ehni aus Gutenberg, der Ururgroßvater von Ulrich Stietz die Mühle.

1909...

arbeitete die Mühle mit 5 Mahlgängen. Ein 5,5 m hohes Wasserrad mit einer Breite von 1,87 m trieb die Transmissionen an. Eine elektrische Anlage erzeugte Lichtstrom und Kraftstrom zum Betrieb einer Trinkwasserpumpstation der Gemeinde Hohenacker. Der Sohn von Jakob Ehni, Wilhelm, führte den Betrieb weiter, bis dieser 1935 von Hermann Häussermann übernommen wurde. In der Notzeit der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegsjahre war die Hegnacher Mühle für viele eine Anlaufstelle, um aufgelesene Ähren gegen Mehl einzutauschen. In dieser schwierigen Zeit ging das Wasserrad kaputt und Hermann Häussermann entschloss sich zum Einbau einer Francisturbine mit einer Leistung vom 40 kw, der von der Firma Voith in Heidenheim ausgeführt wurde. 1949 wurde die Vermahlung auf moderne Walzenstühle umgestellt. 1966 erfolgte der Einbau eines Getreidesilos, um den veränderten Gegebenheiten Rechnung zu tragen.

1970...

übernahm Hermann Stietz die Mühle. 1973 wurde die Vermahlung automatisiert, was eine Kapazitätssteigerung auf ca. 10t/24h erbrachte. 1982 wurde die Getreideannahme modernisiert, so dass seitdem 400 Tonnen Getreide während der Ernte erfasst werden können. 1987 erfolgte ein großer Umbau der Turbine, um eine Einspeisung des erzeugten Stroms in das Netz des örtlichen Energieversorgers zu ermöglichen.

Ab 1980...

wurde der Naturkostsektor konsequent ausgebaut. Seit 1985 gibt es den eigenen Mühlenladen. Im selben Jahr wurde die Vermahlung von Dinkel nach 50 Jahren wieder aufgenommen.

Seit 1998...

wurde die Hegnacher Mühle von Ulrich Stietz betrieben, der nach der Meisterprüfung in St. Gallen Müllereitechnologie studierte, um den Anforderungen an eine moderne Betriebsführung gerecht werden zu können.

Die Hegnacher Mühle bediente in den nächsten Jahren hauptsächlich Privatkunden, entweder im Mühlenladen, oder durch Zustellung direkt ins Haus. Ein weiteres Standbein sind zahlreiche Gastronomiebetriebe.

Seit 2003

Wie alle Märkte, so wird auch der Lebensmittelmarkt zunehmend globalisiert. Nahrungsmittel legen immer längere Strecken auf den Straßen Deutschlands und Europas zurück.

Es ist uns ein wichtiges Anliegen, kleine Wirtschaftskreisläufe funktionsfähig am Leben zu erhalten. Immer mehr Privatkunden, aber auch Marktbetreiber und Bäckereien erkennen den Wert einer durchschaubaren, regional strukturierten Lebensmittelproduktion. So vertreibt die Hegnacher Mühle seither den Großteil ihrer Produkte über den lokalen Einzelhandel, der in den folgenden 20 Jahren zunehmend regionale Zulieferer ins Sortiment aufnimmt.

Unser Getreide beziehen wir daher von den Bauern innerhalb eines Umkreises von ca.20km um die Hegnacher Mühle. Angemessene Getreidepreise tragen dazu bei, dass auf den Feldern unserer Umgebung auch in Zukunft bäuerliche Betriebe wirtschaften können.

2011

Nach einem großen Umbau des Streichwehres, das die Wasserversorgung der Turbine zur Gewinnung umweltfreundlichen Stromes gewährleistet, geht der neue Fischaufstieg in Betrieb. Oberwasser und Unterwasser sind so verbunden, dass Fische und Kleinlebewesen auch bei extrem niedrigem Wasserstand ein durchgängiges Gewässer vorfinden.

2014

Ein Jahr der großen Umbauten in der Mühle. Wir haben eine Maschine zur Entspelzung von Dinkel eingebaut und können seither auch unseren Dinkel so regional beziehen, wie es eben möglich ist. Außerdem können wir jetzt mit einem neuen System unser eigenes Roggenmehl mahlen.

2020-2021

Umfangreiche Renovierungsarbeiten im Bereich der Wasserkraft. Das Wehr wurde grundsaniert, eine zweite Fancis-Turbine eingebaut und die alte ertüchtigt. Beide Turbinen laufen 24h am Tag und können bei gutem Wasserstand zusammen bis zu 75kW Strom produzieren. Das reicht nicht nur für den Betrieb der Mühle. Ein großer Anteil der erzeugten Energie wird ins Netz der Stadtwerke Waiblingen eingespeist.

ab 2025

wird die Hegnacher Mühle von Thea Scholz, der Tochter von Ulrich Stietz, und ihrem Ehemann Janek Scholz betrieben. Beide haben eine abgeschlossene Ausbildung zum Verfahrenstechnologen/-in in der Mühlen und Getreidewirtschaft (Müller/-in) und seit 2016 auch den Meisterabschluss. Thea Scholz hat ihre Ausbildung in Mühlen in Renningen und Grünhainichen, sowie im heimischen Betrieb absolviert. Janek Scholz bereichert unsere Produktion durch sein umfangreiches und branchenübergreifendes Wissen, das er sich im Tee- und Gewürzbereich aneignen konnte.